Aus der Geschichte von Berge
Historisch - geographische Einordnung
In jener Zeit, vor ca. 50000 Jahren, war in Berge wie im Schöpfungsbericht der Bibel alles öde und leer. Wenn man vom Berger Hügel (90 m ü. NN), dort, wo heute die ev. Kirche und die Wassertürme stehen, hätte nach Norden sehen können, wäre eine imposante Glaziallandschaft sichtbar geworden.
Foto: Friedrich Schürmann
Vor den Füßen im heutigen Lippetal wälzten sich Flutmassen eines Urstromtales nach Westen. Man stand am hohen Ufer einer Schmelzwasserrinne aus einem Rückzugsstadium der Saaleeiszeit. Die Plateaugletscher waren ja von Skandinavien bis zum Haarstrang vorgedrungen und hatten dort noch eine Dickte von 200 m. Ein leichter, aber stetiger abeisiger Wind brachte feine Staubteile aus der nördlichen Moränenlandschaft mit, der sich hinter dem Berger Hügel allmählich absetzte. Das ist der Lößstaub, der die so fruchtbaren Böden geschaffen hat, die im südlichen Berge über Rhynern bis zum Haarstrang die Börden des Hellweges ausmachen. Berge selbst liegt noch in der Grenzlandschaft zwischen den schlechteren Böden von Flußtal und Geest, auf dem in landwirtschaftlicher Hinsicht früher meist nur Viehzucht betrieben werden konnte, und zwar in Streusiedlungsform, während im Süden von Berge auf Lößboden schon Dorfformen der Ackerbauern zu finden waren. Diese natürliche Beschaffenheit war ja neben dem Klima die erste Voraussetzung für die Anwesenheit von wirtschaftenden Menschen.
Menschen gab es im Lipperaum vereinzelt zwar schon in der Steinzeit, aber erst gegen 3000 v. Chr. wurde die Lößlandschaft südlich der Lippe allmählich von Menschen in Besitz genommen. Etwa um Christi Geburt sind in unserem Raum zwischen Lippe und Haarstrang einige germanische Volksstämme bekannt: z. B. die Sigambrer, Brukterer und Marsen. Im Jahre 19 v. Chr. wird die Lippe schon von römischen Geschichtsschreibern erwähnt (Lupia flumen). Ab 400 n. Chr. drangen Sachsen in dieses Gebiet ein, bis Karl der Große (um 800) auch die sächsischen Westfalen unterwarf. Er versuchte, allerdings mit wenig Erfolg, sie von der Kölner Kirche her zu christianisieren und sie ins fränkische Reich einzugliedern. Unser Raum bekam auch eine fränkische Ordnung im Hinblick auf Verwaltung, Gerichtsbarkeit, Kirche u. v. m. Ein solcher Bezirk hieß Gau. Aus einem solchen Gau hat sich später wahrscheinlich die Grafschaft Mark entwickelt. Die Burg Mark ist wohl aus einem sächsischen Oberhof hervorgegangen und im 12. Jahrhundert vom Kölner Erzbischof gekauft und wieder verliehen worden, nämlich an einen Zweig der Grafen von Altena. 1198 bekam Friedrich von der Mark das Lehen und gab es an seinen Sohn Adolf von der Mark weiter (1202), der am 4. März 1226 „tom Hamme" gründete. Diese Grafen von der Mark hatten nämlich vom sächsischen Oberhof ein sog. Jagdschloss in Berge übernommen, das natürlich auch eine Hauskapelle hatte. Daraus soll dann die erste Berger Kirche hervorgegangen sein. In einer Urkunde wird schon 1047, also noch vor Hamm, das Dorf Berge genannt. 1147 beurkundet Papst Eugen III. dem Stift Deutz den Besitz der Kirche in Burge (Berge).
Vorgeschichte
Berge wird in den Geschichtswerken „Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen Kreis Unna“ erwähnt. Der Schriftsteller Hans Thümmler schreibt über Berge:
„Das Kirchdorf Berge liegt auf dem Nordhange des Höhenzuges von Rhynern nach Bönen, der das Lippetal vom Hellweg trennt. Die Gemeinde zerfiel früher in ein Ostberge, das in der Pilsheide markenberechtigt war, und ein Südberge, das zur Selmiger Mark gehörte. Für sich lagen Schulzenhof und Kirche. Der Schulzenhof war alter märkischer Besitz und bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts landesherrliches Tafelgut. Die Grafen von der Mark sollen hier ein festes Haus bessen haben, von dem aus sie in dieser Gegend der Jagd oblagen. Bereits 1265 urkundet Graf Engelbert in Berge. Auf dem Schulzenhof lastete noch später eine Herbergspflicht für den Landesherrn“.
Im Buch „Kunst- und Geschichts-Denkmäler im Kreis Hamm“ wird über Berge von Chronist Nordhoff folgendes beschrieben:
„Berge wird als Ort 1047 erwähnt. Dort, so erzählt man, hatten die Grafen von der Mark ein Jagdschloß, und die Kirche war ursprünglich eine Hauskapelle. Sicher war der gleichnamige Schulzenhof vor Zeiten ein „adlig Haus“, welches nachher zu den landesherrlichen Tafelgütern gehörte; es fanden sich auch, wahrscheinlich als Reste desselben, letzthin beim Umbau des Schulzenhauses (1878) Grundgemäuer vor. Vielleicht entspricht ihm auch jenes Burge, dessen Kirche 1147 mit anderen Besitzungen in der Mark dem Kloster St. Heribert in Deutz vom Papst Eugen III. bestätigt wurde, zumal die Pfarre alt und ein Pfarrer 1269 namhaft gemacht ist.“